Landschaften

Das Werk Steinhausens ist überaus vielseitig: Landschaften (ca. 600), Porträts (ca. 200), Gemälde und große Wandbildaufträge mit religiösen Motiven (ca. 200 Tafelgemälde), Märchen und Buchillustrationen sind die Gattungen, die sein Werk charakterisieren. Nur sehr selten versuchte er sich als Bildhauer.

Wilhelm Steinhausen, Der Wiesenbach, 1886, 22 x 16 cm, „Mutters Galerie“, Steinhausen-Stiftung, Frankfurt am Main

Wilhelm Steinhausen, Der Wiesenbach, 1886, 22 x 16 cm, „Mutters Galerie“, Steinhausen-Stiftung, Frankfurt am Main

Allein die Anzahl von über 600 Landschaftsgemälden macht die Bedeutung der Gattung Landschaft in Steinhausens Œuvre offenkundig. Dies hatte sich in seiner Ausbildungszeit noch nicht angedeutet. Er nutzte die Landschaft seit den 1870-er Jahren in seinen religiösen Gemälden nur als stimmungsbildendes Ambiente.

Im Spätsommer 1876 während seines Rügenaufenthaltes sollte die Tendenz zum Landschaftsgemälde zum Durchbruch kommen. Allerdings sind aus den 1880-er Jahren zunächst vor allem kleinformatige Landschaften bekannt. Dazu zählt eine mit besonderer Sorgfalt gemalte Gruppe von 18 Bildern, die Steinhausen seiner Ehefrau zu besonderen Anlässen schenkte und die daher den Namen „Mutters Galerie“ erhielt.

Erst in der zweiten Hälfte der 1880-er Jahre stiegen Größe und Anzahl von Landschaftsgemälden an. Vorbereitet wurden sie durch gezeichnete oder aquarellierte Studien, die bei Wanderungen im Taunus, Odenwald und Westerwald, während seiner Reisen beispielsweise an den Neuenburger See, den Bodensee, nach Italien, nach Sylt oder auch während der durch die Wandbildaufträge notwendigen, längeren Aufenthalte in Wernigerode und Ober St. Veit bei Wien entstanden.

Ab Mitte der 1890-er Jahre wurden Landschaftsgemälde, die er nun auch auf Ausstellungen zeigte und verkaufen konnte, die unbestritten wichtigste Gattung seines Gesamtwerkes. Hierbei schuf sich Steinhausen ein Repertoire der Landschaftserfassung, indem er zwischen der Benutzung von Konturlinien, farblich einheitlichen Flächen ohne Tiefenzug oder einem tupfenartigen Farbauftrag variierte.

 

Seit den Jahren 1896/97 entstanden die „Tagebuchblätter“, kleine Tafeln aus Holz oder aus Pappe, ca. 19 x 29 cm groß. Diese Blätter, die er direkt vor der Natur malte, dienten zunächst als Skizzen, ehe sie selbst Bildwürde erlangten.

Am 27. Oktober 1910 erwarb Steinhausen die im Hunsrück gelegene Burg Schöneck. Hier verbrachte er bis 1918 die Sommermonate, so dass nun die Schönecker Gegend sein landschaftliches Werk dominierte. Zu den häufigsten Motiven der über 100 groß- und kleinformatigen Gemälde aus der Schönecker Zeit, darunter auch zahlreiche Tagebuchblätter, gehören die Burg selbst, der Burggarten sowie die Umgebung, insbesondere der Blick von der Burg in das Ehrenbachtal oder das Preisbachtal. Seine oft monatelangen Aufenthalte nutzte er dazu, diese Landschaften unter sich immer wieder verändernden Wetterbedingungen zu malen. In dieser Zeit löst sich die Oberflächenstruktur der Gemälde in lockere Pinseltupfen auf und lässt fast an impressionistische Gemälde denken.

Wie zu Beginn seines Schaffens zeigte Steinhausen auch weiterhin innerhalb von Landschaftsausschnitten religiöse Szenen, besonders häufig den „Gang nach Emmaus“ oder die „Flucht nach Ägypten“. Die Staffage war aber nicht mehr zwingend, um christliche Inhalte zu transportieren. Der Maler verstand die Natur als Abbild des Göttlichen und entwickelte die Gattung der „religiösen Landschaft“.

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