Lebenslauf

Wilhelm Steinhausen, Photo um 1906

Wilhelm Steinhausen, Photo um 1906

Steinhausen, aufgewachsen in Berlin, ausgebildet an den Akademien in Berlin und Karlsruhe, ließ sich 1876 in Frankfurt nieder und lebte hier 48 Jahre.

 
1846
Wilhelm Steinhausen wurde am 2. Februar 1846 als Sohn des Regimentsarztes August Friedrich Wilhelm Steinhausen (1800–1855) und von Henriette Steinhausen, geb. Naphtali (1804–1870), in Sorau/Niederlausitz (heute Zary/Polen) als jüngster von fünf Söhnen geboren.
1850
Die Familie übersiedelte nach Berlin. Fünf Jahre später starb der Vater.
1863
Steinhausen nahm das Studium an der Kunstakademie in Berlin auf. Die Landschaftsklasse, die er hatte besuchen wollen, war verwaist, so dass er vor allem Unterricht in Perspektive, Gewand und Komposition erhielt.
1866
Er wechselte an die Großherzogliche Kunstschule in Karlsruhe und geriet wiederum in die Klasse eines Historien- und Porträtmalers, Ludwig Descoudres (1820–1878). Wichtiger als dieser wurde für Steinhausen der Kreis um die Professoren Adolph Schroedter (1805–1875) und Carl Friedrich Lessing (1808–1880), in den ihn der Berliner Studienkollege Anton von Werner (1843–1915) einführte: Hier lernte Steinhausen im Frühjahr 1867 Hans Thoma, außerdem Hans Canon (1829–1885), Wilhelm Trübner, Eduard Hunziker (1827–1901), Emil Lugo (1840–1902), Hjalmar Munsterhjelm (1840–1905) und Emil Keyser (1846–1923) kennen.
1869
Steinhausen verließ Karlsruhe und kehrte über Blüthen in der Mark, wo sein Bruder Heinrich lebte, nach Berlin zurück. Hier erhielt er im August 1871 von einem Kuratorium der Berliner Akademie der Künste den „Michael-Beerschen Preis zweiter Stiftung“, der ihm einen einjährigen Aufenthalt in Italien ermöglichte.
1871
Im November 1871 brach Steinhausen nach Italien auf. Er machte auf der Fahrt in München Station, wo er Thoma besuchte und mit Victor Müller (1829–1871) zusammentraf. In Rom teilte er sich mit seinem Reisegefährten Hans Meyer (1846–1919), einem seiner ältesten, aus Berlin gebürtigen Freund, Wohnung und Atelier. Beide unternahmen gemeinsame Studienreisen durch Süditalien.
1873
Anfang 1873 ließ sich Steinhausen für knapp zwei Jahre in München nieder. Er traf dort seinen Freund Hans Thoma und machte die Bekanntschaft des Dichters Martin Greif (1839–1911), des Schriftstellers Carl du Prel (1839–1899), des Kunstkritikers Adolph Bayersdorfer (1842–1901) sowie der Maler Arnold Böcklin (1827–1901), Albert Lang (1847–1933) und Louis Eysen.
1874
Im Herbst 1874 kehrte Steinhausen nach Berlin zurück, lebte allerdings aus finanziellen Gründen zeitweise bei seinem Bruder Heinrich, der mittlerweile Pfarrer in Lindow war.
1876
Sein Bruder August ermöglichte ihm eine Reise nach Rügen, die er mit dem Historienmaler Friedrich Geselschap (1835–1898) antrat. Auf der Rückreise lernte er den Frankfurter Architekten Simon Ravenstein kennen, der ihm Aufträge für Wandbilder in von ihm erbauten Villen und Geschäftshäusern versprach. Nach der Erteilung des ersten Auftrags zog Steinhausen im November 1876 nach Frankfurt um, wo auch Thoma lebte. Ehe Thoma im Juni 1877 heiratete, teilten sich die Freunde für kurze Zeit Wohnung und Atelier in der Mainzer Landstraße. Steinhausen machte rasch die Bekanntschaft der Frankfurter Maler Anton Burger (1824–1905), Johann Friedrich Hoff , Peter Burnitz (1824–1886) und Ernst Sattler (1840–1923) und vertiefte seine Freundschaft mit Louis Eysen.
1880
Steinhausen heiratete im Haus seines Bruders Friedrich in Berlin am 17. Juni 1880 seine langjährige Verlobte Ida Wöhler (1851–1923). Sechs Kinder wurden ihnen geboren: 1881 Marie-Henriette, 1883 August, 1887 Wilhelm, 1889 Luise, 1891 Rose und 1893 Ida-Luise. Die Familie lebte zunächst im Grüneburgweg 88.
1885
Die Familie zog in die nahe gelegene Wolfsgangstraße 152 und lebte dort für lange Jahre in der direkten Nachbarschaft des Ehepaars Thoma (Wolfsgangstraße 150).
1900
Das Atelier in der Städel-Schule
Das Atelier in der Städel-Schule, aufgrund des datierten Selbstbildnisses links an der Wand nach September 1916, Steinhausen-Stiftung, Frankfurt am Main
Der Maler wurde in den Verwaltungsrat des Frankfurter Kunstvereins gewählt. Er reiste aus Anlass der Weltausstellung erstmals nach Paris.
Ernennung zum Professor durch das preußische Kultusministerium, Berlin.
Neben seinem Atelier in der Wolfsgangsstraße mietete Steinhausen ein weiteres in der Städelschule (seit 1900/1902). Er nutzte hier verschiedene Ateliers bis zu seinem Schlaganfall im Frühjahr 1919; Rose Steinhausen kündigte das Atelier am 30. Juni 1920.
1904
Im „Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein“, am 30. Mai 1904 in Darmstadt gegründet, wurde Steinhausen in den ersten Vorstand gewählt.
1906
Die theologische Fakultät der Universität Halle verlieh Steinhausen ehrenhalber den Doktortitel.
1910
Schloss Schöneck, Hunsrück (2010)
Schloss Schöneck, Hunsrück (2010)
Steinhausen erwarb das im Hunsrück gelegene „Schloss Schöneck“, eine ursprünglich mittelalterliche Burg aus der Zeit um 1200. Hier verbrachte er, oft von seiner Familie begleitet, bis zu seinem ersten Schlaganfall im Jahr 1919 die Sommermonate.
1916
Der „Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein“ ernannte ihn zum Ehrenmitglied.
1919
Ein Schlaganfall, der ihn teilweise lähmte, beendete das Kunstschaffen des Malers im Frühjahr 1919. Ein zweiter Schlaganfall im Jahr 1920 verschlimmerte sein Leiden.
1924
Am 5. Januar 1924 starb Steinhausen nach langer Bettlägerigkeit in seinem Frankfurter Wohnhaus in der Wolfsgangstraße nur wenige Wochen nach dem Tod seiner Frau am 18. November 1923. Das Paar wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof in einem Ehrengrab der Stadt Frankfurt bestattet. Für den Grabstein „Heimkehr des verlorenen Sohnes“, den die Töchter und Söhne 1928 in rotem Sandstein ausführen ließen, bezogen sie sich auf Vorlagen des Malers.

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